Die Blaue Wasserlilie, auch Nymphaea caerulea oder Blauer Lotus genannt, ist eine Seerose aus den tropischen Regionen Afrikas und fand bereits im alten Ägypten Verwendung.
Als Seerose wächst Nymphaea caerulea in stillen und leicht fließenden Gewässern. Sie entspringt einem unter der Wasseroberfläche liegenden Wurzelstock (Rhizom) und zeigt sich den staunenden Betrachtern mit oval-grünen Blättern sowie zarten blau-lila-gefärbten Blüten an der Oberfläche. In seiner Hauptblütezeit von Februar bis Mai, doch auch ganzjährig, ist der Blaue Lotus anzutreffen. Mit Aufgang der Sonne öffnen sich die Blüten und schließen sich wieder in der Nachmittagszeit.
Zieht man die altägyptische Mythologie zu Rate, entstand in dieser Auffassung alles was ist, aus einem Urgewässer. Aus dieser sagenumwobenen Ursuppe kamen Nefertem und die Blaue Wasserlilie hervor, was die beiden unzertrennlich macht. Nefertem ist aufgrund der Verbindung zu dieser duftenden Pflanze als Schutzgott der Düfte bekannt, besitzt aber auch die Hoheit über die Salben und Salböle. Man erkennt ihn an einer charakteristischen Lotusblüte, welche er schmuckgleich auf seinem Kopf oder als Zepter in der Hand trägt. Die alten Ägypter sahen in der Lotuspflanze ein Symbol für den Wanderweg der Sonne über das Firmament. So öffnet er sich morgens mit den ersten Sonnenstrahlen und schließt sich wieder bei Sonnenuntergang. Dieses tägliche Spektakel und somit auch Nefertem, wurden mit dem Kreis der Schöpfung und der Wiedergeburt assoziiert. Nefertem soll der Legende nach der Akteur gewesen sein, welcher den Duft und die Schönheit des Lotus zu Ra, dem Sonnengott, brachte. Insbesondere die enge Verwobenheit mit dem Licht der Sonne macht Nefertem zu einem Kämpfer gegen die Finsternis. Als Lichtkrieger stellt er die Brücke zwischen Tag und Nacht, dem Tod und der Geburt dar. Seine Aufgabe besteht darin, den Verstorbenen dabei zu helfen, in den Himmel zum Sonnengott aufzusteigen. Als Besitzer mit – in der Mythologie – faktischer Hoheitsposition über das Jenseitsgericht, war er auch gefürchtet, denn er konnte den Seelen, die sich nicht plausibel für ihre Taten rechtfertigten, schaden und sie in Ketten legen.
Das Ägyptische Buch der Toten, ein liturgisches Zauberformelwerk, beinhaltet Sprüche, die innerhalb des Totenreichs zu einer Verwandlung führen sollen. In verwandelter Erscheinung soll es den Verstorbenen erleichtert werden, sich im Jenseits zurechtzufinden. Ist die gewünschte Gestalt der Blaue Lotus, setzt die verstorbene Persönlichkeit große Hoffnung darauf, wieder inkarnieren zu dürfen. Der Blaue Lotus birgt also Neugeburt, Neuanfang, neues Leben.
Zusätzlich zur Anwendung der Zaubersprüche wurden die Toten gesalbt und mit den blauen Blüten der Seerose geschmückt. Auch Grabkammerverzierungen mit Blauem Lotus wurden gefunden. Sie stellen zahlreiche Abbildungen der faszinierenden Rose auf Trinkgefäßen gemeinsam mit Alraune und Schlafmohn dar. Detektivisches Gespür lässt vermuten, dass den alten Ägyptern die psychoaktive Wirkung der Pflanze vertraut war. Auf diversen Wandmalereien ist zudem zu erkennen, dass die Blaue Wasserlilie zu Festen ausgeschenkt wurde.
Zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben wurde die Nymphaea caerulea im Jahre 1798 von Marie Jules César le Lorgne de Savigny. Er begleitete einen ägyptischen Feldzug Napoleons als Naturforscher.
Unlängst geriet der Blaue Lotus als mögliches Legal High in Rauchmischungen ins öffentliche Interesse.
Die Inhaltsstoffe der ägyptischen Seerose präsentierten sich weiterhin so mysteriös wie ihre Historie. Bis dato ist man sich nicht gänzlich über ihre Essenzen im Klaren. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Aporphin-Alkaloide Aporphin, Apomorphin und Nuciferin als Bestandteile enthalten sind. Diese Alkaloide sind vor allem durch ihre pharmakologische Ähnlichkeit zur Morphin interessant, welches unter anderem aus ihnen zu gewinnen ist. Apomorphin-Konsumenten berichten von einer blutdrucksenkenden Wirkung. Zudem könnte sich der dopaminanregende Effekt als wirksam bei Morbus Parkinson erweisen. Überdies sind Flavonoide enthalten, welche sich laut weiterer Erfahrungsberichte als Helfer bei Herzkreislaufproblemen beobachten lassen.
Zum Einsatz kommen die Blüten und Knospen der Pflanze. Was die Dosierung betrifft, ist es wie so häufig bei unbekannten Genussmitteln ratsam, mit einer kleinen Menge zu beginnen, um zu sehen, wie stark sich die Wirkung entfaltet.
Tee: Man nehme zwei bis vier Teelöffel pro Tasse und lasse sie zehn Minuten ziehen. Als Tee zubereitet ist der Blaue Lotus gut bekömmlich, wirkt entspannend, leicht aphrodisierend und ein wenig hypnotisch. Somit eignet sich diese Form der Zubereitung perfekt für einen gemütlichen Abend oder als Hilfsmittel, um einen Blick in die eigene Innenwelt zu erhaschen. Auch meditative Praktiken können begünstigt werden.
Rauchen: Man fülle einen Joint mit den Blüten und gebe eventuell etwas Tabak hinzu. Die Wirkung ist mit jener des Tees vergleichbar. Es kann natürlich auch gevaped werden – da fühle man sich ganz frei!
Rotwein: Für Zaubertrank-Fans empfiehlt sich die Rotwein-Variante, bei der sechs Gramm im Inhalt einer Flasche Rotwein über Nacht eingelegt werden. Das Gefäß bitte verschlossen halten, solange die Blüten darin ziehen.
Je länger man den Blauen Lotus im Wein sich selbst überlässt, desto kraftvoller verteilt er seine Wirkung. Lieblich und süß schmeckt der angesetzte Trunk und wirkt intensiver als Tee oder Rauch. Vor allem die aphrodisierende Wirkung sei betont! Außerdem werden CEVs (Closed-Eye-Visuals) beobachtet, also Muster und Bilder, die bei physisch geschlossenen Augen aus der Tiefe emporsteigen.
Dekokt: Man bedecke das vorhandene Pflanzenmaterial in einem Topf mit kaltem oder lauwarmem Wasser, circa zwei Finger breit höher als die Blüten. Da die Blüten schwimmen, sollte zuvor bestimmt werden, wieviel Wasser aufgegossen wird. Die Mixtur lasse man eine halbe Stunde einwirken. Im Anschluss bringt man das Gemisch zum Sieden. Die Temperatur verringere man nach dem ersten Erhitzen, stülpe den Deckel darüber und lasse das Gebräu abermals 30 Minuten sieden. Anschließend wird die Flüssigkeit abgegossen und in einem weiteren Gefäß aufbewahrt. Das verwendete Pflanzenmaterial wird nun ein weiteres Mal mit Wasser übergossen und man wiederhole den Vorgang. Die beiden Flüssigkeiten vermenge man; nun ist die Vermengung zum Trinken bereit.
Achtung: Zu Beginn werden vereinzelt Übelkeit und Muskelzuckungen beobachtet, die jedoch bald darauf von Veränderungen der Wahrnehmung abgelöst werden. Der halluzinogene Zustand sollte etwa zwei Stunden lang anhalten.
Mazerat: Für diese Art der Zubereitung übergieße man die Blüten mit kaltem bis lauwarmem Wasser. Das Gemisch darf über Nacht zur Ruhe kommen. Am nächsten Tag kann man den abgegossenen Auszug genießen. Die Wirkung entfaltet sich ähnlich stark wie beim Rotweinauszug, jedoch weniger aphrodisierend.
Traditioneller Gebrauch: Verdampfen (150-190C), Tee (2-4TL)